7 Randbedingungen
Zur Berechnung der Trasse müssen einige Randbedingungen beachtet werden.
Neben einem geeigneten Streckenverlauf gilt es die Übergänge
zwischen den Geometrie-Elementen möglichst glatt zu gestalten. Im
Gegensatz zur Realität müssen die Einrechnungen sehr genau sein,
da sich beim Simulator selbst kleine Ungenauigkeiten schnell bemerkbar
machen. Beim Verlegen von realen Gleisen oder Straßen bereitet es
kein Problem die Anschlußstellen passend zu gestalten. Die Ungenauigkeiten
werden hier auf den letzten Metern einfach geglättet. Wird eine berechnete
Strecke jedoch im Simulator befahren, so bleiben die Unstetigkeiten erhalten
und das Fahrverhalten des Simulators entspricht nicht den realen Bedingungen.
7.1 Minimaler Radius
Die Krümmung des Gleises ist ausschlaggebend für die Geschwindigkeit,
mit der auf der Strecke gefahren werden kann. Je stärker das Gleis
gekrümmt ist, desto größer sind die auftretenden Kräfte
und Beschleunigungen beim Durchfahren. Dies führt dazu, daß
bei engen Radien die Trasse nur langsam durchfahren werden kann. Die Bahn
teilt ihr Streckennetz in sogenannte Geschwindigkeitsbänder auf. Ein
Geschwindigkeitsband gibt an, mit welcher Geschwindigkeit die Strecke befahrbar
ist. Je nach Geschwindigkeitsband existieren maximale Krümmungswerte
für die Strecke. Der Radius wird also nach unten beschränkt.
Bei der Modifikation von Gleisen muss beachtet werden, dass dieser minimale
Radius nicht unterschritten wird, da sonst das Gleis nicht mehr einem bestimmten
Geschwindigkeitsband angehört, für das es eigentlich ausgelegt
wurde.
Über eine Funktion wird dabei der minimale Radius einer Strecke
ermittelt. Da die Datenbasis die Abfrage des minimalen Radius eines bereits
existierenden Rails z.Z. noch nicht zulässt, wird der generell minimal
zulässige Radius von 180 m zurückgeliefert. Bei einer späteren
Erweiterung kann die Funktion entsprechend angepasst werden.
Mit Hilfe des minimalen Radius und eines Faktors wird eine Einrechnung
des Gleises durchgeführt. Der Faktor dient als Multiplikator des minimalen
Radius und sorgt dafür, dass der Streckenverlauf weitläufiger
wird. Er bestimmt den minimalen Radius bei der Einrechnung.
Minimaler Radius der Einrechnung = minimal zul.
Radius * Faktor
Durch diese Maßnahme kann der Anwender bestimmen, ob die Trasse*
schnell oder langsam in den Zwangspunkt übergeht.
Die rote Trasse entspricht einem kleinen Faktor, die blaue einem großen.
Bei der Berechnung einer neuen Trasse wird der Funktion einfach der minimale
Radius übergeben.
7.2 Abweichungen in x-y-Richtung
Wenig kritisch, aber nicht zu vernachlässigen sind Sprünge in
der Trasse. Endet ein Geometrie-Element wenige Zentimeter neben dem Beginn
des nächsten, so führt dies dazu, dass beim Durchfahren der Strecke
ein Sprung wahrnehmbar ist. Dies ist besonders bei nahen Objekten sichtbar,
da sich durch den Sprung des Beobachters in der Datenbasis die relative
Lage der Objekte zum Betrachter schlagartig ändert. Beim Durchfahren
des Sprunges in der Datenbasis scheint es, als würden nahe stehende
Objekte plötzlich ihre Position ändern. Ebenfalls sichtbar werden
Sprünge als Lücken zwischen den Gleisen, da Gleise automatisch
generiert werden und so die Anschlußstellen nicht nahtlos ineinander
übergehen. So klafft bei großen Abweichungen eine Lücke
im Gleis. Dieser Sachverhalt ist nicht akzeptabel. Es muss also versucht
werden, die Abstände der Geometrie-Elemente möglichst gering
zu halten. Tolerierbar sind Distanzen bis zu 5cm. Um einen Sprung nicht
mehr wahr zu nehmen, darf der Abstand zwischen den Geometrie-Elementen
2cm nicht überschreiten.
7.3 Richtungssprünge
Auffälliger als Lücken zwischen den Geometrie-Elementen sind
Richtungssprünge. Endet ein Geometrie-Element mit dem Richtungswinkel
a
und beginnt das nächste Element mit einer Richtung a+e,
so reicht bereits ein sehr kleines e aus, um
den Sprung beim Durchfahren mit dem Simulator als störend zu empfinden.
Dies liegt einerseits daran, dass sich der Beobachter in der Datenbasis
dreht, also das ganze Bild sprunghaft in eine Richtung verschoben wird,
als auch daran, dass das Bewegungssystem des Simulators die Richtungsänderung
nachvollzieht, was zu einem ruckartigen Gearing führt. Für Richtungssprünge
liegt die Toleranzschwelle bei einem Grad. Damit der Richtungssprung nicht
bemerkt wird, sind jedoch wesentlich genauere Einrechnungen nötig.
Erst unter 1/10° sind Richtungssprünge nicht mehr wahrnehmbar.
7.4 Krümmungssprünge
Tolerierbar sind hingegen wieder Krümmungssprünge. Krümmungssprünge
führen zwar zu ruckartigen Beschleunigungsänderungen, jedoch
ist die Qualität der Einrechnung so gut, dass diese nicht wahrgenommen
werden. Die Krümmungssprünge bewegen sich bei den errechneten
Daten im Promillebereich. In der Praxis sind Krümmungssprünge
von 10 bis 20% besonders bei großen Radien tolerabel.§2
7.5 Wahl des Klotoidenparameters
Nicht berücksichtigt wurde im Moment die Wahl des Klotoidenparameters.
Nach RAS-L gilt es folgende Einschränkung zu treffen:
R ist der Radius am Klotoidenende.
Nur innerhalb dieser Grenzen ist eine Wahl des Klotoidenparameters
A
sinnvoll. Wird A kleiner gewählt, so nimmt die Beschleunigung
beim Durchfahren schnell zu. Ist A größer als R,
so hat dies im Schienenverkehr keine Auswirkungen.